Zwei grosse Wörter strahlen mich im Titel an. Zwei, die für mich mit Magie und einem spürbaren Magnet verbunden sind. Sie laden mich ein, in diese besondere Welt einzutauchen und Wertvolles für uns alle ans Licht zu bringen.
Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass wir Menschen viele Potenziale in uns angelegt haben. Manche sind uns bewusst. Manche sind uns immer wieder mal hilfreich, ohne dass es uns bewusst war. Manche schlummern sogar ganz. Auch ist das Wissen darüber vorhanden, dass Potenzialentfaltung ein natürlicher Prozess im Leben ist. Es ist also in uns angelegt, dass unsere Potenziale sich entfalten möchten. Was für eine schöne Nachricht!
Doch weshalb ist das nicht immer so einfach möglich?
Und was braucht es, um diese Entfaltung anzustossen?
Ver- und Ent-wicklungen …
Gerald Hüther, ein bekannter Hirnforscher und tiefgründiger, weitsichtiger Denker sagt, dass es Bedürfnisse sind, die wir im Laufe des Lebens ver-wickelt hätten und wegen diesen Ver-wicklungen uns nicht frei fühlen könnten. Potenzialentfaltung gehe aus seiner jahrzehntelangen Hirnforschersicht nur aus der Freiheit heraus.
Mit ver-wickelt meint er, dass wir unseren Bedürfnissen entweder nicht bewusst seien, ihnen zu wenig oder zu viel Raum schaffen würden oder ihnen nicht gerecht werden könnten.
Insbesondere geht es nach Gerald Hüther um das Bedürfnis nach Verbundenheit und um das Bedürfnis nach Autonomie, auch als unsere Gestaltungskraft verstanden. Diese zwei Bedürfnisse haben wir Menschen alle gemeinsam. Und natürlich gibt es da noch weitere individuelle Bedürfnisse, die in uns angelegt sind und gerne auf ihre Weise gestillt werden möchten.
Welche Aufgabe bekommen wir Menschen mit dieser Aussage?
Welches Bedürfnis war bei dir vielleicht einmal ver-wickelt oder ist es immer noch?
Was müsste passieren, dass du dich wieder ent-wickeln kannst?
Zum Glück ist die Hirnforschung so weit fortgeschritten, dass wir wissen, dass wir alle ein Gehirn haben, das Dank seiner Neuroplastizität lebenslänglich lernfähig bleibt. Ent-wicklungen und neue Verschaltungen sind also in jedem Alter und immer wieder möglich.
Wenn wir Potenziale entfalten möchten geht es darum, Voraussetzungen zu schaffen, so dass wichtige Bedürfnisse ihren Platz haben.
Ist es das Bedürfnis nach Verbundenheit, das bei dir mehr Raum bekommen möchte?
Oder ist es eher die Gestaltungskraft, die sich mehr zeigen möchte?
Oder ist es deine Sinnlichkeit, deine Kreativität, deine Entdeckerfreude, deine Abenteuerlust oder deine Spiritualität, die sich mehr Platz wünscht in deinem Leben? Oder welche anderen Bedürfnisse sind es?
Und es gibt auch sie!
Menschen, die sich offensichtlich nie wirklich ver-wickeln liessen, ihre Potenziale ein Leben lang stets weiterentwickelten und zu wertvollen Vorbildern in unserer Gesellschaft geworden sind. Ich denke da an Jane Goodall, die weltbekannte Primatenforscherin, die seit jeher und auch mit ihren fast 90 Jahren eine faszinierende Verbundenheit und Gestaltungskraft in sich trägt und grosse Zuhörerwelten bewegen kann mit ihrer Botschaft der Hoffnung. Und ich denke auch an David Attenborough, dem tiefgründigen, verbundenen Tierfilmer und Naturforscher, der ein langes Leben lang mit seinen atemberaubenden Naturfilmen Menschen berührt und sie sensibilisiert für Gefahren und Lösungswege auf unserem Planeten. Und mit 98 Jahren noch aktiv lebt.
Ich bin überzeugt, dass diese beiden Menschen Herzensanliegen in sich tragen, Gutes für die Welt zu tun. Unterstützt von wertvollen Gemeinschaften tragen sie ihre Botschaften in die Welt hinaus. Ob es ihre ausgeprägte Verbundenheit und Gestaltungskraft ist, die sie zu ihren Herzensanliegen geführt hat oder ob ihr Anliegen sie immer wieder zu ihrer Verbundenheit und Gestaltungskraft führt, das wissen wir nicht. Auf jeden Fall steckt in ihrem Wirken eine bewundernswert nach vorne gerichtete Kraft – die Zuversicht.
Zum Glück ist es nie zu spät, die Spule einzelner Ver-wicklungen zu ent-wickeln und sich mit jedem Dreh befreiter zu fühlen. Auch so können wir zu wertvollen Entwicklern werden und für die Welt Gutes tun und Vorbilder sein. Die Erfahrung des Scheiterns zu kennen, kann dabei auch sehr wertvoll sein.
Die Frage bleibt bei mir hängen: was begünstigt nun, dass wir wichtigen Bedürfnissen Platz schaffen können oder uns erlauben, ihnen Platz zu geben?
Unser Gespür stärken ist dabei eine wichtige Aufgabe. Denn ohne Gespür für uns und unsere Mitmenschen merken wir gar nicht, was uns am Herzen liegt. Dann können wir uns auch nicht für unsere Anliegen stark machen. Im Röhrenblick, also immer dann, wenn wir im Stress sind oder viel Druck spüren, springen uns vor allem Details an, der Überblick geht verloren und das Gespür entgleitet. Wir verlieren vorübergehend den Zugang zu uns selbst und zu unserer Verbundenheit. So funktionieren wir. Aber auch das können wir wieder verändern und ausbalancieren. Im Notfall mit gut Durchatmen und am besten barfuss eine kleine Runde machen. Das erdet.
Und wie stärken wir nun unser Gespür?
Indem wir Zugang zu unserem Herzen schaffen! Das tönt schön.
Und wie öffne ich diese Türe zu unserem Herzen?
Indem wir uns Zeit nehmen, unser Tempo verlangsamen und uns berühren lassen!
«Momente der Berührung sind Sternstunden für unsere Potenzialentfaltung» (G. Hüther)
Ist das nicht schön?
Aber nicht immer einfach.
Lassen wir uns berühren. Von anderen Menschen, von der Natur, von Musik, von Klängen, von Geschichten, von Erlebnissen, von Gemeinschaften, von Gesprächen, von einem liebevollen Umgang mit uns selber und unseren Mitmenschen, von Stimmungen, von Gelungenem, von Spannendem, von Schönem, von Feinem …
Mit dem Vertrauen, dass diese Momente uns helfen, uns mit einem guten Gespür auszustatten.
Mit der Zuversicht, den für uns wichtigen Bedürfnissen auf passende Weise Platz zu schaffen.
Und mit dem grossen Glauben, dass wir uns lebenslänglich ent-wickeln und unsere Potenziale entfalten können.
Auf eine Zukunft, der wir gestaltungskräftig und verbunden entgegenschauen!
Herzlich, Barbara
P.S. Übrigens ist es möglich, in meiner Coaching- und Beratungsarbeit über einen Selbstmanagement-Test, der an der Uni Osnabrück (D) entwickelt wurde, die bewussten und die unbewussten Bedürfnisse sichtbar zu machen. Absolut wertvoll für alle Menschen, die ihre Potenziale noch mehr zur Entfaltung bringen möchten.
Das eigene Bedürfnis-Profil als Diagramm wie eine innere Landschaft vor sich zu sehen, kann auch zu einer Sternstunde der Berührung werden. Bewusst machen ist immer auch Potenzialentfaltung.
Unsere komplexe Welt braucht viele Menschen, die mit gutem Gespür Wertvolles tun: für sich, für die Gemeinschaft und für die Umwelt.